Vorwort


Entdeckungsreise in die eigene Vergangenheit                                                                                         8    


Entdeckungsreise in die eigene Vergangenheit

 

Die Familienforschung hat sich in den letzten Jahren zu einer Leidenschaft von mir entwickelt. 

Eines Tages fand ich heraus, dass viele unserer Bredehöft-Vorfahren nach Amerika ausgewandert waren. Spätestens da war ich mit dem Virus infiziert, das alle Hobby-Familienforscher früher oder später befällt: der Sucht, Namen, Geburts- und Todesdaten der Ahnen zu ermitteln; herauszufinden, wie sie wohnten, warum sie auswanderten oder was aus dem Calverhof, dem Stammhof der Bredehöft-Linie Ahlerstedt, und seinen Nachkommen geworden war. Viele Wege führen in die Vergangenheit der Familie und jeder führt zu anderen Informationen.

Familienforschung ist viel mehr, als Daten zu sammeln. Besonders durch Gespräche mit Zeitzeugen wird den Informationen aus Standesämtern, Kirchenbüchern, Dorfchroniken, Archiven und anderen Informationsquellen Leben eingehaucht.

Gerade die schönen Dinge am Rande, die man mir in vielen persönlichen Gesprächen mitgeteilt hat, sind die Dinge, die mich am meisten begeistert haben.

Dank Computer und Internet ist die Familienforschung heute technologisch auf der Höhe der Zeit und „grenzenlos“.

Was aber fasziniert Menschen weltweit an der Frage: Wer waren meine Vorfahren?

In Zeiten der Globalisierung wollen viele ihre Wurzeln finden.

Gerade für jüngere Bredehöft-Familienforscher kann das Netz eine ideale Spielwiese sein. Das kostet nichts, man kann Mailinglisten nutzen und für bestimmte Themen Spezialisten auftreiben, die einem bei der Suche weiterhelfen. Über genealogische Datenbanken kann man Ahnen oder Auswanderer in den USA finden. Die Genealogieclubs in Buxtehude und Sittensen, wo Daten und Informationen aus der jeweiligen Region ausgetauscht werden, helfen gerne weiter.

Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn es mir gelungen ist, ihren Appetit auf die nächsten Seiten anzuregen, damit der Calverhof und seine Bredehöft-Nachkommen nicht in Vergessenheit geraten.

Mein Ziel ist es, die Leser dieses Buches zu informieren, aber auch zu unterhalten.

Mein Buch erhebt weder den Anspruch auf wissenschaftliche „Wahrheit“ noch auf erschöpfende Vollständigkeit. Vielmehr spiegelt sich in dieser Fassung meine Intention wider, Familiengeschichtliches kurzweilig wiederzugeben und für nachfolgende Generationen zu erhalten.

 

 

Manfred Bredehöft

 


Der Calverhof – Stammsitz

Der Calverhof vor der Ablösung

Der Calverhof vor der Ablösung

Bereits in der ältesten bekannten Steuerrolle aus dem Jahre 1524 blieb Ahlerstedt das einzige Dorf auf der Stader Geest, das nur einen einzigen Vollhof von 120 Morgen (Bünthof) vorweisen konnte. Alle übrigen Betriebe waren Klein- oder Nebenerwerbsbetriebe. Zu diesen gehörte auch der Calverhof.

Der Ort Ahlerstedt liegt mit seinen ca. 5.100 Einwohnern im heutigen Landkreis Stade.

Bereits 1644 wurde von einem Gut in Ahlerstedt berichtet. Der schwedische Gerichtssekretär von Rönne erwarb die ehemals der Familie von Zesterfleth gehörenden Ländereien bei Ahlerstedt und erbaute 1692 unter großen Schwierigkeiten und Kosten einen Gutshof. Das Gut befand sich westlich der Bünte und die Flur trägt noch heute die Bezeichnung „Im Hofe“. Auf der anderen Straßenseite heißt ein Landstück „Im Calwerhof“.

Diesen gleichen Namen „Calwerhof“ trug der Hof Bredehöft.

Nachdem verschiedene Grundstücke und Meierstellen hinzugekauft worden waren, wurde das Gut 1724 in die Ritterschaftsmatrikel aufgenommen. In der Folge wechselten die Besitzer mehrfach, bis das Rittergut 1802 an Carl von Düring, Burgmann zu Horneburg, Erbherr zu Francop, verkauft wurde. Bei diesem Besitzerwechsel konnten die Ahlerstedter Bauern die Grundherrschaft ablösen und Land erwerben.

Die Bauern waren Meier (Pachtbauern), die über den Meierbrief (Pachtvertrag) eine vertragliche Regelung mit dem Grundherrn eingegangen waren. Dieser erfasste die Rechte und Pflichten, die Abgaben, Leistungen und die Belastung des Hofes durch die Abfindung der Altenteiler und Geschwister bis hin zu darüber hinausgehende festgelegte Einzelheiten. Bei jeder Hofübernahme wurde ein neuer Meierbrief aufgesetzt. Durch eine einmalige Entschädigung des Grundherrn, die Ablösung der Meierlasten, konnten sich die Bauern von der Grundherrschaft befreien.

Mit der Ablöseverordnung vom 23.07.1833 erhielt jeder Meier im Königreich Hannover offiziell das Recht, sich freizukaufen, indem er den 25-fachen Wert der jährlichen Leistungen an den Grundherrn zahlte.

Bis zur Verkoppelung (1826–1842) waren die Ahlerstedter Bauern dem Bremer Domkapitel, dem Kloster zu Harsefeld, den Patronen der Kirche von Zesterfleth und Schulte, später dem Gut Wiegersen sowie dem Pastorat zu Ahlerstedt zu Abgaben meierrechtlich verpflichtet. Bei Verkoppelungen, Austausch und Zusammenlegung von kleinen Flächen, um wirtschaftlich vernünftige Koppeln zu schaffen (z. B. von jeweils vier Hektar), handelte es sich um Vorformen der Flurbereinigung im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland. Sie brachten insgesamt eine Neuverteilung der landwirtschaftlich genutzten Bodenflächen mit sich. Verbindlich und damit auch gegen Einsprüche durchsetzbar wurde die Verkoppelung erst mit dem Verkoppelungsgesetz von 1842.

Wann auf dem Calwerhof die Grundherrschaft abgelöst wurde und ob unsere Vorfahren von der Verkoppelung profitieren konnten, ist leider nicht bekannt. Bis dahin waren unsere Vorfahren Meier, die als Pflugkötner in einer kleinen Kate lebten, Pferd und Wagen, einen Holzpflug, eventuell ein bis zwei Kühe hatten und damit ihr Pachtland bewirtschafteten. Nach der Verkoppelung wurden unsere Vorfahren Halbhöfner.

 

Im Kirchspiel von Ahlerstedt wurde 1777 zum ersten Mal eine Zählung der Feuerstellen vorgenommen. In Ahlerstedt gab es zu der Zeit 32 Feuerstellen. 1847 zählte man 363 Personen in Ahlerstedt.

Die ländlichen Verhältnisse waren etwa um 1800 noch sehr einfach. Die Bewohner lebten von Ackerbau und Viehzucht. Der Landmann lebte mit seiner Familie und dem Gesinde sehr genügsam, sowohl hinsichtlich Essen als auch bei der Kleidung. Der Bauer und seine Familie saßen mit dem Gesinde zu Tisch. Die Kleidung nähten und webten die Frauen selbst. Halbwollene Röcke und Tuchjacken waren ihre Kleidung und im Sommer gingen sie gewöhnlich hemdsärmelig. Wollte der Bauer mit seiner Familie ausfahren, so wurde ein einfacher Ackerwagen vorgespannt. Fast in jedem Haus fand man den erhöhten runden Feuerherd im Flett. Von hier aus konnte man die große Diele und das Vieh übersehen. Abends saß die Hausgemeinschaft um das Feuer und es wurde erzählt. Die Frauen und Mägde spannen. Das Dreschen des Getreides besorgte meist der Bauer mit seinen Knechten. Das Füttern der Kühe, Pferde und Schafe besorgten ebenfalls die Männer. Da das Stroh vorwiegend an das Vieh verfüttert wurde, mussten die Knechte Heide hauen, die zum Einstreuen der Ställe diente. Zum Pflügen benutzte man einen hölzernen Pflug. Eine Hauptfrucht bildete neben Roggen und Hafer der Buchweizen, welcher gute Erträge lieferte. Kartoffeln baute man noch sehr wenig an.

 

Diese Kurzdarstellung ist zusammengetragen aus den unten genannten Quellen und erhebt weder den Anspruch einer wissenschaftlichen „Wahrheit“ noch erschöpfender Vollständigkeit.

 

Quellen: Dorothea Rummelies: Ahlerstedt, gestern und heute

                Harm Prior: Rittergut und Meierhöfe auf der Stader Geest